Um den Mittagsschlaf gebracht

Zum Glück müssen wir nicht auf Genehmigungen warten um bauen zu können: Bhagyas Gehege soll um ein 36 m² großes Abteil und eine Eingangs-Schleuse erweitert werden. Mitte Dezember ist das Fundament fertig, die ersten Rohre stehen in dafür vorgesehenen Löchern und werden einbetoniert.
Am Bewässerungsgraben Die Handwerker haben einen Generator mitgebracht, um Schweissarbeiten durchführen zu können. Als der Generator rattert, hat Bhagya es eilig, dem Lärm der Arbeiten zu entkommen. Kaum geht die Gehegetür auf, zieht er mich durch den Bohnen-Acker davon und verlangsamt sein Tempo erst, als das Getöse nicht mehr zu hören ist.

Stundenlang kundschaften wir das Farmgelände aus - für uns beide ganz spannende Expeditionen. Im Morgennebel streifen wir durch die Ananaspflanzung, kriechen durch Gestrüpp am Zaun entlang und beobachten ungesehen die Nachbarn. Im meterhohen trockenen Gras stößt er auf eine unwiderstehliche Fährte und findet einen Kadaver im Dickicht. In der Nähe entdecken wir ein Versteck, wo das Gras ganz flachgelegen ist - der Schlafplatz einer Dschungelkatze? Bhagya schnuppert den Platz gründlich aus, bevor er beschliesst dort zu rasten. Meist habe ich Toast mit Omelett dabei, das wir uns im Gebüsch zum Frühstück teilen: Bhagya nimmt sich das Omelett und lässt mir den Toast.

Um den Schlaf gebracht An diesen Tagen gehen wir schon am frühen Nachmittag wieder los. Den Riedhaufen im Grasland wählt er zu seinem Spielplatz - er tollt darauf und darum herum, bis er völlig außer Atem ist. Dann lässt er sich in den Schatten fallen und kneift die Augen zu. Aber seine Erschöpfung trügt: er schaut mich frech aus den Augenwinkeln an und fällt über mich her. Schnaufend kaut er an meinen Schuhen und Pulli, zieht an meinen Haaren und streckt mir seine Samtpfoten ins Gesicht.

Um den Mittagsschlaf gebracht, sucht er sich auch solche Stellen gerne für ein Nickerchen in der Sonne aus.

Er ist jetzt 25 kg schwer und nicht mehr so leicht huckepack zu wiegen. An Weihnachten verliert er den letzten Milch-Reißzahn.
Über die Feiertage wird der handgeknüpfte Maschendraht angebracht, und Puran baut Bhagyas neuen Machan. Während die Arbeiten voranschreiten, übt Bhagya sich im Beutegreifen: keine Jacke, die unbewacht an der Wäscheleine oder an einem Baum hängt, ist vor ihm sicher. Mit Begeisterung schleicht er sich an Arbeiter im Feld heran, die - wenn sie ihn rechtzeitig sehen - in Windeseile ihre Sachen packen und die Flucht ergreifen. Er schreckt jedoch zurück, als er zum ersten Mal das Ferkel trifft, dessen Grunzen aus einem Farmgebäude zu hören ist. Selbst nach wiederholten Besuchen ist das aufgeregt schnaubende Tier ihm nicht geheuer.

Am 30. Dezember inspiziert Bhagya zum ersten Mal das fertige Abteil und klettert mühelos auf seinen neuen 2,50 m hohen Machan, der zu seinem liebsten Aussichts- und Liegeplatz wird.
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