Die Ökologie von Leoparden ...

Dr. Brian Bertram war einer der ersten Forscher, der in den späten 1960-ern in den Serengeti Nationalpark nach Tansania aufbrach, um Löwen und Leoparden zu studieren, zu einer Zeit, als insbesonders wilde Leoparden kaum studierte Beutegreifer waren. Sein Bericht "Leopard Ecology as Studied by Radio Tracking" über Feldstudien, die er von 1972-73 durchführte, wurde 1982 zum ersten Mal (in: Symposium Zoological Society London No. 49) veröffentlicht. Ein ins Deutsche übertragener Auszug wird hier vorgestellt.

Leoparden konnten außer tagsüber nur selten beim Jagen beobachtet werden. Nahezu ausnahmslos jagte der Leopard alleine. Dem Beobachter war es augenscheinlich, dass das Hauptproblem, das der Leopard zu überwinden hatte, ein beträchtliches war - nämlich ein paar Meter an ein unaufmerksames Beutetier heran zu kommen. Insgesamt waren bei Tage nur drei (5%) von 64 Jagden von Leoparden mit Funkhalsbändern erfolgreich. Eine "Jagd" wurde definiert als eine Orientierung und eine Annäherung an ein bestimmtes Beutetier. So endeten viele Jagden, weil das potentielle Beutetier davonzog und den Leopard völlig unbeachtet ließ. Es ist wahrscheinlich, dass die Jagderfolgsquote von erwachsenen Tieren, und nur nachts, wenn die meisten Jagden stattfinden, etwas höher ist.

Afrikanischer Leopard, gemalt von Eric Wilson Die beobachteten Leoparden benutzten drei Methoden, um in die Nähe ihrer Beute zu gelangen. Die am meisten angewandte war Anschleichen. Hatte der Leopard potenzielle Beute entdeckt, näherte er sich ihr langsam und heimlich, den Körper nah am Boden, indem er Deckung ausnutzte und sich nur dann vorwärts bewegte, wenn das Beutetier nicht hinschaute. Manchmal blieb der Leopard reglos, wenn er seine Beute erblickte; hielt er sich an einer geeigneten Stelle wie in der Nähe einer Flussüberquerung verborgen, blieb er dort und benutzte im wesentlichen die zweite Jagdmethode, nämlich Auflauern. Auflauern war jedoch selten, wohl weil es wenige Stellen in der Umgebung gab, wo sich Beutetiere voraussichtlich einfinden würden. Die dritte Jagdmethode war etwas häufiger und zum großen Teil opportunistisch. Während seiner Streifzüge untersuchte der Leopard Klumpen von Vegetation und stürmte hinter jedem kleinen Tier her (besonders Hasen (Lepus capensis)), das aufgescheucht wurde.

 

Gemälde mit freundlicher Genehmigung von Eric Wilson

Die Interaktionen zwischen Leoparden und anderen großen Beutegreifer-Arten sind kompliziert. Leoparden mit Funkhalsbändern wurden gesehen, wie sie Geparden und Hyänen verfolgten, aber auch von ihnen verfolgt wurden. Geparden und Wildhunde waren beide so rar, dass sie im Studiengebiet unbedeutend waren. Gefleckte Hyänen beraubten Leoparden von Teilen von manch ihrer größeren erlegten Beute oder Aas und sind wahrscheinlich ein Grund, warum Leoparden kleine Beutetiere töten und warum sie diese Beute, wenn möglich, in Bäume schleppen. Die Anwesenheit von Hyänen mit ihrer Anpassung als hocheffiziente Aasfresser hindert Leoparden wahrscheinlich daran, einen wesentlichen Teil ihres Futters durch Aasfressen zu erlangen.

Löwen wurden beobachtet, wie sie Leoparden verfolgten, wann immer sie sie sahen. In diesen Fällen flüchtete der Leopard ausnahmslos in einen Baum, auch wenn er dabei nicht immer erfolgreich war. Das Vorhandensein von Bäumen oder Felsen als Zufluchtsorte ermöglicht es Leoparden vermutlich, mit ihren größeren Rivalen zu koexistieren. Löwen können ihre Territorien von anderen Löwen frei halten, aber sie können die agileren Leoparden nicht vertreiben, die sich in Bäumen aufhalten.